Ein Kompakttag in Sachen Bildungspolitik

Veröffentlicht am 22.11.2018 in Landespolitik

Wo läuft es gut vor Ort, in den Schulen und in den außerschulischen Angeboten, wo gibt es Probleme, und was muss sich in der Bildungspolitik des Landes ändern?

Mit diesen Fragen im Gepäck besuchte MdL Gerhard Kleinböck (SPD) am 5.11. Sillenbuch und Heumaden, um den ganzen Tag über verschiedene Bildungsangebote für Schüler, Kinder und Jugendliche zu besuchen. Die erste Station des rund 10h langen Besuchs war das Geschwister-Scholl-Gymnasium. Nach einer Einführung in das Konzept der Schule kam das Gespräch auf aktuelle Themen: Wie bereitet sich ein Gymnasium gegenwärtig auf die kommende Digitalisierung vor? Die zusätzliche technische Ausstattung wird von der Stadt bezahlt – aber wird auch die dafür steigende Arbeitszeit der Lehrer ausreichend bezahlt? Hierfür gibt es offenbar noch keine klare Regelung. Damit und mit anderen Aktivitäten der Schule, die über das reine Unterrichten hinausgehen, steigt der Leitungs- und Koordinationsaufwand dieser Schule mit aktuell 80 Lehrern an, ohne dass eine Entlastung geplant wird - Schulleitung und Sekretariat müssen in Zukunft personell besser ausgestattet werden. Auch die Erwartungen aus dem Stadtbezirk steigen und führen zu mehr Kontakten und Zusammenarbeit mit Einrichtungen und Vereinen, wie z.B. Musikschule, mobile Jugendarbeit, Sportvereine, Beratungsstellen. Mehr Entlastung, und mehr Freiräume für die Schulleitung, das sind die Wünsche, die Gerhard Kleinböck bei dieser Station mitnimmt. „Aus meiner früheren Tätigkeit als Schulleiter weiß ich wie wichtig es ist bestimmte Entscheidungskompetenzen vor Ort zu haben und flexible Entscheidungen treffen zu können“, so Kleinböck nach dem Besuch.

Zweite Station war die Grundschule Riedenberg. Hier lag der Fokus auf den beiden Themen „Flüchtlingskinder“ und „Inklusion“: Für die Kinder geflüchteter Familien wird viel getan, in Vorbereitungsklassen werden sie in elementaren Fähigkeiten unterstützt: vor allem Schreiben und Lesen. Die Ehrenamtsagentur unterstützt die Lehrer dabei mit „Lesepaten“, die kleine Gruppen von Kindern beim Lesenlernen begleiten. Wo allerdings in den Flüchtlingsfamilien die Eltern selbst Analphabeten sind oder sprachliche Probleme haben, haben es die Kinder schwer hier die neue Sprache zu lernen. Bei der „Inklusion“ stellen sich andere Probleme – zu 24 Kindern ohne Beeinträchtigung kommen im Durchschnitt noch 4 „Inklusionskinder“, vorwiegend mit einer geistigen Beeinträchtigung. Die Klassenlehrer werden an einigen Tagen in der Woche zwar von Sonderschullehrern unterstützt, die Erfahrung zeigt aber, dass diese Kinder noch weitaus mehr Förderung brauchen. Bei dieser Lösung sei auch der „Gewinn“ an sozialen Kompetenzen für alle Schulkinder geringer als erhofft. Letztendlich fehlt in der Praxis auch hier ausreichend Personal. Für eine erfolgreiche Umsetzung der Inklusion fehlen laut Gerhard Kleinböck landesweit rund 4000 Lehrerstellen. Auch die Anzahl neuausgebildeter Sonderpädagogen ist rein rechnerisch nicht ausreichend und muss dringend ausgebaut werden.

Im Schülercafé Alberta berichteten Jens Kraske und sein Team von ihrer Arbeit vor Ort. Diese besteht längst nicht mehr nur aus der reinen Nachmittagsbetreuung, sondern umfasst auch einen offenen Elterntreff (Mittwochs von 10-12Uhr, außer in den Schulferien) und viele Kooperationsprojekte mit Schulen und Flüchtlingsunterkünften. Die Wünsche des Café Alberta betreffen eher die Kommunal- als die Landespolitik. Die Finanzierung des Café Alberta ist schon seit Jahren immer wieder ein kritischer Punkt. Zwar wird das Alberta von der Stadt mitfinanziert, aber dennoch muss der Förderverein regelmäßig Geld für Personalkosten zuschießen. Leider schrumpft die Zahl der Fördermitglieder kontinuierlich.

Unter der Leitung von Dr. Christa Widmaier-Berthold fand anschließend eine Diskussion mit der Anwohnerinitiative „Bernsteinwiese“ statt. Zuerst stelle Christa Widmaier-Berthold die Ideen der SPD für das Gebiet Schwellenäcker vor, das die Freie Aktive Schule (FAS) in Zukunft beheimaten soll. „Wir sehen hier ein neues Stadtquartier, mit FAS, Wohnungen, betreuten Wohneinheiten und einer Kindertagesstätte. Aber vor allem soll das Gebiet unbedingt mit den Bürgerinnen und Bürgern zusammen entwickelt werden“, so Dr. Christa Widmaier-Berthold, die auch in der kommenden Kommunalwahl antreten wird und sich intensiv für Bürgerbeteiligung engagieren will. Anschließend wurde mit den Mitgliedern der Anwohnerinitiative über den Mangel an Kita-Plätzen in Heumaden diskutiert. Mittelfristig soll zwar eine sechsgruppige Kita entstehen – aber wie kann kurzfristig etwas getan werden? Ein Vorschlag aus der Initiative – bei leerstehenden Ladengeschäften nachfragen, ob dort eine Gruppe provisorisch beginnen kann – fand Anklang und wird weiterverfolgt.

In der abschließenden Diskussionsveranstaltung im Gemeindesaal in der Bernsteinstraße skizzierte Kleinböck zukünftige bildungspolitische Ziele, welche die SPD verfolgt, und stellte sich der Diskussion der über den Tag angelaufenen Fragen: Wie können Schulen mehr Freiräume erhalten? Wie können Schüler noch mehr als bisher in der Schule soziale Kompetenzen erwerben? Wie können Flüchtlingskinder gut integriert werden, und was läuft in der Inklusion falsch?

Nicht ganz überraschend war die Antwort auf viele dieser Fragen, dass große Investitionen von Seiten der Landesregierung notwendig sind, um Bildungseinrichtungen für die Zukunft gut aufzustellen. Aber auch die steigende Akademisierung pädagogischer Berufe wurde als nicht zielführend erachtet. Wichtig war am Ende des Tages allerdings für alle Beteiligten, dass Erzieher und Lehrer genug verdienen müssen, um sich das Leben in einer Stadt wie Stuttgart – mit Familie - auch leisten zu können.

 

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Rene Repasi

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