Schicki-Mappi-Bildungspolitik

Veröffentlicht am 19.04.2010 in Landespolitik
Innerhalb einer Woche sind im „Blick vom Fernsehturm“ und der „Stuttgarter Zeitung“ zwischen dem 7. und 14. April drei Artikel erschienen, welche ein höchst betrübliches Schlaglicht auf die Bildungspolitik der CDU/FDP-Landesregierung werfen. Insbesondere geht es um die neue „Werkrealschule“, ein erfolgloser Versuch, das überkommene Schulsystem irgendwie erfolgreicher zu machen. Insbesondere in Stuttgart mit seinen massiven Integrationsproblemen läuft dies völlig ins Leere.
Auf die Frage, ob sie der Meinung der Kultusministerin Marion Schick sei, dass die Werkrealschule modern und zukunftsfähig sei, antwortete die CDU-Schulbürgermeisterin Susanne Eisenmann: „Wie modern und zukunftsfähig sie ist, muss erst noch bewiesen werden. Das Konzept hat das Land gemacht. Und das ist seine Entscheidung. Die müssen wir akzeptieren“. Eine klarere diplomatisch verbrämte Absage an die Parteifreundin von oben kann es nicht geben. Ohne Rücksicht äußert sich Helgard Woltereck, die frühere Rektorin der Degerlocher Filderschule. Sie konnte für ihre Schule in den 1990-er-Jahren den Titel „Zweitbeste Hauptschule Deutschlands“ erwerben. Frau Woltereck nennt die Werkrealschule eine Kopfgeburt ohne Zukunft und bezeichnet sie als überflüssig wie ein Kropf. Und grundsätzlich urteilt sie über die Schulpolitik des Landes: „Von oben kommt, wie das Beispiel Werkrealschule zeigt, ganz viel Murks“. Und was meint die neue Kultusministerin? „An der Grundstruktur brauchen wir keine Reform“. Dann spricht sie das Kernproblem unserer Gesellschaft an: „In ganz Deutschland ist die soziale Selektivität besonders hoch“. Darauf haben andere Länder wie Finnland höchst erfolgreich mit neuen Schulstrukturen reagiert. Von einer neuen Ministerin erwartet man Dynamik und Aufbruchstimmung. Doch sie sagt kühl: „ Die soziale Selektivität (!) ist aber ein gesellschaftliches Problem. Durch Änderungen im Schulsystem ändern wir nicht die Welt“. Das ist resignativ, ja zynisch gegenüber denen, welche besonderer Förderung bedürfen. Also echte Schicki-Micki-Politik. Oder besser noch Schicki-Mappi, denn der neue Ministerpräsident hat ja Frau Schick aus Bayern geholt, damit „unsere Bildungspolitik in Deutschland Nummer eins wird“ (so Frau Schick).
 

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Rene Repasi

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